Hohe Glukosewerte (auch Überzuckerung oder Hyperglykämie genannt) sind ein permanentes Risiko im Diabetesmanagement. Eine Überzuckerung kann häufig nach dem Aufwachen oder nach einer Mahlzeit auftreten. Oft ist es jedoch schwierig, einen erhöhten Glukosewert ohne den Einsatz eines CGM-Sensors zu bemerken.
Wenn Sie erst seit Kurzem eine CGM-Lösung verwenden, fühlen Sie sich von der Menge an Daten vielleicht etwas überfordert. Ihre CGM-Lösung hilft Ihnen jedoch dabei, hohe Glukosewerte frühzeitig zu erkennen und die Entwicklung besser zu verstehen, damit Sie Massnahmen zur Therapieanpassung in Absprache mit Ihrem medizinischen Fachpersonal treffen können.
Was ist Überzuckerung?
Hohe Glukosewerte werden als Überzuckerung oder Hyperglykämie bezeichnet. Bei Glukosewerten von über 10 mmol/L spricht man von Überzuckerung. Hohe Glukosewerte entstehen, wenn der Körper zu wenig Insulin hat oder wenn die Zellen insulinresistent sind, also Insulin nicht richtig aufnehmen und verarbeiten können.1,2
Wie fühlt sich eine Überzuckerung an?
Ab wann eine Überzuckerung wahrgenommen wird, ist sehr individuell und hängt vom jeweiligen Glukosewert ab. Menschen mit Typ-2-Diabetes bemerken eine Überzuckerung nicht immer sofort. Häufig sind noch Restmengen an körpereigenem Insulin vorhanden, sodass sich die Überzuckerung langsam über mehrere Tage oder Wochen hinweg aufbaut. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kann es innerhalb weniger Stunden zu einer Überzuckerung kommen, wenn ihnen Insulin fehlt.
Viele Menschen spüren die Symptome einer Überzuckerung erst, wenn der Glukosewert auf das 3- bis 4-Fache (16–22 mmol/L) der Normalwerte gestiegen ist.3
Wenn der Glukosewert die sogenannte Nierenschwelle von etwa 10 mmol/L überschreitet, beginnt der Körper, Glukose über die Nieren mit dem Urin auszuscheiden. Der Körper kann pro Tag mehrere Liter Flüssigkeit verlieren. Dies äussert sich in häufigem Harndrang, starkem Durst und einem trockenem Mund. Sind die Glukosewerte über längere Zeit erhöht, kann die Glukoseausscheidung sogar zu einer Gewichtsabnahme führen.
Mögliche Warnsignale für erhöhte Glukosewerte sind u.a.:
- Vermehrtes Wasserlassen
- Verstärktes Durstgefühl
- Trockene Haut und Juckreiz
- Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- Anfälligkeit für Infektionen
- Schlechte Wundheilung
- Gewichtsverlust

So verwenden Sie Ihre CGM-Lösung, um Überzuckerungen nachzuverfolgen und die Zeit im Zielbereich zu erhöhen
Die Accu-Chek® SmartGuide App auf Ihrem Smartphone ist mit dem CGM-Sensor verknüpft und liefert Informationen zu Ihren Glukosewerten und -trends. Erhöhte Werte sind standardmässig wie folgt farblich gekennzeichnet:
- Gelb: hohe Werte von 10,1–13,9 mmol/L
- Orange: sehr hohe Werte über 13,9 mmol/L
Mit einer CGM-Lösung können Sie Ihre Zeit im Zielbereich über einen Zeitraum von ein bis drei Wochen einsehen. So erfahren Sie genau, wie lange Ihre Werte innerhalb oder ausserhalb des Zielbereichs lagen.

Das Ziel ist es, hohe Glukosewerte zu reduzieren und Ihre Werte möglichst lange im Zielbereich zu halten. Indem Sie Ihre hohen Werte senken und mehr Zeit im Zielbereich verbringen, können Sie langfristig auch Ihren HbA1c-Wert verbessern.
Um mehr über die Zeit im Zielbereich und die empfohlenen Zielwerte zu erfahren, lesen Sie den Artikel „ Zeit im Zielbereich“.
Alarme bei Überzuckerung
Erhöhte Glukosewerte nehmen Sie oft erst wahr, wenn sie bereits deutlich gestiegen sind. Die Accu-Chek® SmartGuide App kann einen Alarm auslösen, sobald Ihre Glukosewerte über >13,9 mmol/L sind. Ist diese Funktion aktiviert, erhalten Sie eine Warnung und können entscheiden, ob Sie handeln müssen. Weitere Informationen zur Alarmfunktion finden Sie im Artikel “Konzept und Verwendung von Alarmen in der Accu-Chek® SmartGuide App”.
Trendpfeile
Neben der Alarmfunktion sind auch die Trendpfeile äusserst hilfreich. Die Trendpfeile zeigen an, in welche Richtung sich Ihr Glukosewert in den nächsten Minuten entwickeln wird. Zeigt der Pfeil nach oben, steigt Ihr Glukosewert. Zeigt er nach unten, sinken sie. Diese Informationen können Sie zusätzlich verwenden, um Ihren erhöhten Glukosewert zu beurteilen und notwendige Massnahmen in Betracht zu ziehen.

Schnell steigend
Ihr Glukosewert steigt schnell (um > 1,7 mmol/L in den nächsten 15 Minuten)

Langsam steigend
Ihr Glukosewert steigt langsam (um 0,8–1,7 mmol/L in den nächsten 15 Minuten)
Weitere Informationen zu Trendpfeilen finden Sie im Artikel „Konzept der Trendpfeile in der Accu-Chek® SmartGuide App“.
2-Stunden-Vorhersage
Die Accu-Chek® SmartGuide Predict App sagt Ihren Glukosewert für die nächsten zwei Stunden vorher. Mithilfe der 2-Stunden-Vorhersage können Sie fundiertere Entscheidungen über Insulindosierung, Kohlenhydrataufnahme oder geplante Aktivitäten treffen. Direkte Massnahmen sollten Sie jedoch nur aus der Glukosevorhersage für die nächsten 45 Minuten ableiten. Für die Vorhersagen ab Minute 46 gilt es zunächst abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Glukosewerte wirklich entwickeln werden. Weitere Informationen zur Vorhersagefunktion finden Sie im Artikel „Verwenden der Glukosevorhersage in der Accu-Chek® SmartGuide Predict App“.

So wird eine Überzuckerung behandelt
Wenn Sie feststellen, dass Ihre Glukosewerte akut erhöht sind ,sehen Sie sich Ihre CGM Verläufe etwas genauer an. Folgende Fragen können Sie bei der Entscheidung von Folgemassnahmen unterstützen:
- Wie lange ist Ihr Glukosewert schon hoch?
- Handelt es sich vielleicht um einen Wert direkt nach dem Essen, für den bereits Insulin gespritzt wurde, welches jedoch noch nicht die volle Wirkung entfaltet hat?
- Oder sind die Glukosewerte schon länger erhöht?
- Zeigt der Trendpfeil für die nächsten Minuten sinkende oder steigende Werte an?
- Und wie sieht die 2-Stunden-Vorhersage aus?
Für die Situation VOR einer Mahlzeit: Zeigt der Trendpfeil nach oben oder wird Ihr Glukosewert laut der 2-Stunden-Vorhersage hoch sein, können folgende Massnahmen infrage kommen:
- Bolusinsulin /Korrekturinsulin erhöhen
- Den Spritz-Ess-Abstand verlängern
- Weniger schnell resorbierbare Kohlenhydrate essen
Zeigt der Trendpfeil steil nach oben und sind die Glukosewerte sehr hoch:
- Prüfen Sie, ob Sie bereits Insulin injiziert haben und injizieren Sie ggf. Korrekturinsulin.
- Behalten Sie Ihren Glukosewert im Blick.
Ist Ihr Glukosewert dauerhaft erhöht, sprechen Sie mit Ihrem medizinischen Fachpersonal, um zu ermitteln, ob Ihre Diabetestherapie und Ihre Medikation noch für Sie geeignet sind. Können Sie an Ihrem eigenen Diabetesmanagement etwas verbessern? Mit der regelmässigen Einnahme Ihrer Diabetesmedikation, einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, regelmässiger Bewegung und ausreichend Schlaf können Sie schon viel zu einem gesunden Glukosewert beitragen.
Ausreichend Flüssigkeit trinken
Sind die Glukosewerte über längere Zeit erhöht (über 10,0 mmol/L) trinken Sie ausreichend zuckerfreie Getränke, um den Flüssigkeitsverlust, der über die Nieren erfolgt, auszugleichen.
Ausreichend bewegen, um den erhöhten Glukosewert zu senken
Ein zügiger Spaziergang oder eine Radtour können die Aufnahme von Glukose in die Zellen um bis zu 40 % erhöhen, was wiederum Ihren Blutzucker senkt.4 Idealerweise sollten Sie sich entweder täglich 30 Minuten mässig intensiv bewegen (z.B. Radfahren) oder 75 Minuten pro Woche sportlich mit höherer Intensität aktiv sein. Die positive Wirkung von Bewegung hält maximal zwei Tage an. Seien Sie daher möglichst nicht mehr wie zwei Tage hintereinander inaktiv.5 Fragen Sie Ihr medizinisches Fachpersonal, ob Sie beim Sport etwas beachten müssen. Weitere Informationen finden Sie im Artikel „Wie wirken sich körperliche Aktivitäten auf den Körper und die Glukosewerte aus?“.
Achtung: Achten Sie bei einem absoluten Insulinmangel (wie bei Typ-1-Diabetes) darauf, dass Ihre Ketonwerte nicht erhöht sind, wenn Ihre Glukosewerte eine Zeit lang über 13,3 mmol/L liegen. Treiben Sie KEINEN Sport, wenn Ketone im Urin oder Blut nachweisbar sind und Ihr Glukosewert hoch ist. Hohe Keton- und Glukosewerte können bedeuten, dass Ihr Diabetes ausser Kontrolle ist. Um zu erfahren, was Sie bei erhöhten Ketonwerten tun können, lesen Sie den Artikel „Diabetische Ketoazidose (DKA) und hyperglykämisches hyperosmolares Syndrom (HHS)“.6
Insulin zur Korrektur hoher Glukosewerte spritzen
Patienten unter intensivierter konventioneller Insulintherapie verwenden normalerweise Basalinsulin zur Basisversorgungs und kurzwirksames Insulin für Mahlzeiten und zur Korrektur erhöhter Glukosewerte.
Um hohe Werte zu korrigieren, können Sie folgendermassen vorgehen:
-
Entweder Sie haben einen Insulininjektionsplan , dem Sie genau entnehmen können, wie viel Insulin Sie brauchen, damit Ihr Glukosewert wieder in den Zielbereich kommt.
ODER
- Sie kennen Ihren Korrekturfaktor, der angibt, wie stark 1 Einheit Insulin Ihren Blutzucker senkt.
Beachten Sie beim Korrekturspritzen, dass es eine Weile dauert, bis das Insulin seine blutzuckersenkende Wirkung vollständig entfaltet und dass man daher einen Abstand zwischen den einzelnen Insulingaben lassen sollte. Bei kurzwirksamem Analoginsulin dauert es z.B. etwa 4 Stunden, bis die blutzuckersenkende Wirkung vollständig entfaltet ist.7
Besonders mit einer CGM-Lösung kann es eine Herausforderung sein, auf die Wirkung des Insulins zu warten, weil nach einer Mahlzeit unter Umständen steile Glukoseanstiege angezeigt werden. Es ist jedoch wichtig, dass Sie die vollständige Wirkung der letzten Injektion abwarten und sich nicht vom Kurvenverlauf beunruhigen lassen.
Falls Sie Kohlenhydrate berechnen, kann auch ein Bolusrechner sehr hilfreich sein. Er bestimmt die richtige Insulindosis und berücksichtigt dabei das noch wirksame Insulin der letzten Injektion.
Bedenken Sie auch, dass bei unverändert hohen Glukosewerten ein Sensorfehler vorliegen kann. Messen Sie, um einen solchen Verdacht zu klären, Ihren Blutzucker.
Beurteilen Sie für das nächste Mal, ob für diese Aufnahme von Kohlenhydraten mehr Insulin erforderlich gewesen wäre oder ob Sie etwas an dem Abstand zwischen der Mahlzeit und der Insulininjektion ändern sollten.
Was geschieht, wenn eine Überzuckerung nicht behandelt wird?
Auch wenn sich eine Überzuckerung oft nicht so schnell bemerkbar macht wie eine Überzuckerung, sollten Sie sie dennoch ernst nehmen und behandeln, um mögliche langfristige Diabeteskomplikationen zu vermeiden. Neben den möglichen langfristigen Komplikationen kann bei Menschen ohne körpereigenes Insulin (hauptsächlich bei Typ-1-Diabetes) eine Überzuckerung mit Insulinmangel auch eine lebensbedrohliche Situation namens diabetische Ketoazidose (DKA) verursachen. Wird sie nicht behandelt, kann die DKA in ein diabetisches Koma münden. In seltenen Fällen kann ein stark erhöhter Glukosewert bei Typ-2-Diabetes zum sogenannten hyperglykämischen hyperosmolaren Syndrom (HHS) und ebenfalls zum Koma führen. Eine Überzuckerung muss daher ernst genommen und behandelt werden. Weitere Informationen zu akuten Situation wie DKA und HHS finden Sie im Artikel „Diabetische Ketoazidose (DKA) und hyperglykämisches hyperosmolares Syndrom (HHS)“.8
Nun wissen Sie, was Überzuckerung ist, welche Symptome auftreten können und inwiefern die CGM-Lösung mit Grafiken und Alarmen hilfreich ist. Sie wissen, dass es wichtig ist, bei hohen Glukosewerten ausreichend Flüssigkeit zu trinken, und dass Sport und Insulin den Glukosewert wieder in den Zielbereich bringen können. Wenn Sie die Ursachen oder Gründe für hohe Werte kennen, kann Ihnen dies helfen, die Ursache zu beheben und Überzuckerungen in Zukunft zu vermeiden. Weitere Informationen über die möglichen Ursachen von Überzuckerung finden Sie in den Artikeln „Wodurch wird Überzuckerung am Tag verursacht?“ und „Wodurch wird Überzuckerung in der Nacht und vor dem Frühstück verursacht?“.